Ihre ganz persönlichen Lieder kann sie jetzt verewigen und mit Menschen teilen, sagt Canan Uzerli. Mit der Veröffentlichung von ihrem ersten Album „Içten Gelen Ses – Die Stimme aus dem Inneren“ geht so für die Tochter einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters ein Traum in Erfüllung. Im Interview mit MAVIBLAU erzählt die Künstlerin von ihrem Weg zur Musik, der Besonderheit der türkischen Sprache und der Möglichkeit, durch Musik Türen zu öffnen.
Woher kommt deine Leidenschaft für Musik?
Die Musik war von klein auf ein wichtiger Teil meines Lebens. Zuhause haben wir viel Musik gehört und gesungen. Mein Papa ist großer Musikliebhaber, er hat eine riesige Plattensammlung und hat mit uns im Wohnzimmer die Musik ein Stück weit zelebriert. Ich glaube, da habe ich meine Liebe zur Musik entdeckt. Das hat sich dann in der Schule und im Chor verfestigt. Da habe ich gemerkt: Das Singen fällt mir leicht, das bereitet mir Freude.
Wann wusstest du, dass die Musik für dich mehr als ein Hobby sein soll?
Nachdem ich ein halbes Jahr in Istanbul gelebt habe, habe ich in Hamburg während meines Studiums der Türkeiwissenschaft angefangen, wieder mit der Musik Kontakt aufzunehmen. Es wuchs der Wunsch in mir, mich intensiver mit Musik zu beschäftigen und so begann ich mein Gesangsstudium. 2003 habe ich dann bei einem türkischen Musiktheaterprojekt von Telat Yurtsever in Hamburg zum ersten Mal auf Türkisch gesungen. Da hatte ich das Gefühl: Wow, auf Türkisch zu singen, das ist etwas ganz Besonderes.
Was ist dieses Besondere daran, auf Türkisch zu singen?
Türkisch ist auf jeden Fall die Sprache meines Herzens, mit der ich mich besonders ausdrücken kann. Ich mag die besondere Klangfarbe – damit verbinde ich auch die türkische Seele, die Herzlichkeit. Und auch meine eigene Stimme hat einen anderen Klang, wenn ich türkisch singe. Da habe ich auch das Gefühl, dass das vielleicht mehr der Klang meines Herzens ist – und das melden mir auch die Zuhörer zurück.
Nach diesem Projekt, bei dem ich zum ersten Mal auf Türkisch gesungen habe, hat sich für mich in gewisser Weise eine neue Welt aufgetan. Das war ja schon immer in mir, dieser Wunsch, mich mit Musik zu beschäftigen und dann kam das plötzlich auf: Was wäre denn, wenn ich das auf Türkisch mache? Und ich habe gesagt: Ich probier’ das jetzt einfach mal aus.
Wie würdest du deine Musik beschreiben?
Meine Musik ist eine Verbindung meiner Erfahrung zweier Welten – eben auch im musikalischen Sinne. Da haben wir östliche und westliche Einflüsse: Wir haben türkische Laute, Saz und Percussion, aber auch Gitarre, Kontrabass und diatonisches Akkordeon. Ich glaube, die Musik spiegelt diese Verbindung aus zwei Welten wider.
Gerade deutsche Besucher sind häufig überrascht, wie schön die türkische Sprache ist. Da freue ich mich, wenn ich durch die Musik in gewisser Weise eine Tür in die türkische Welt öffnen kann.
Und wovon handeln deine Lieder?
Es geht um universelle Themen wie zum Beispiel Selbstfindung und den Mut, seinen eigenen Weg zu gehen. Der Stimme des Herzens zu folgen, das ist ja auch ein Überthema meines eigenen Prozesses. Der Titel ‚Içten Gelen Ses’ war für mich auch eine Art Vision, die bei der Frage, wie mein Projekt heißen könnte, einfach aus mir herauskam. Dieser Name hat mir dann ein wenig den Weg geleitet: Mal in mein Inneres zu gehen und zu schauen, was da an Themen und Musik herauskommt.
Wie fühlst du dich jetzt, kurz vor dem Release-Konzert am 16.2. in Berlin?
Damit geht natürlich ein Traum, eine Vision in Erfüllung. Das ist ja die Vision eines jeden Musikers, mal selbst ein Album zu machen. Und eigentlich hatte ich nie gedacht, eigene Lieder zu schreiben. Das war dann eine spannende Entwicklung, zu merken, da kommen auch Lieder aus mir heraus.
Vor dem Konzert bin ich natürlich aufgeregt – eine freudige Aufregung. Das bin ich vor jedem Konzert, und ich glaube, das wird auch nie weggehen.
Möchtest du mit deiner Musik auch in der Türkei auftreten?
Ja, unbedingt. Ich möchte so gerne mit meiner Band in Istanbul ein Konzert geben. Das ist auch so ein Traum, der auf der Liste steht. Ich hoffe sehr, dass das klappt. Für die nächste Zeit stehen aber erst mal Konzerte in Hamburg, Kiel, Bremen und anderen deutschen Städten auf dem Programm.
Interview: Marlene Resch
Foto: Antje Sauer