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Warum türkisch-deutsche Jugendarbeit gerade jetzt so wichtig ist

Einblicke aus dem Training for Youth Ambassadors for German-Turkish Exchange

Wie können wir den Austausch zwischen der Türkei und Deutschland im Bereich Jugendbildung in Zukunft nachhaltig gestalten und fördern? Auf welche Art und Weise kann ein lebensnahes Bild beider Länder durch interkulturelle Bildungsarbeit vermittelt werden? Und wie kann genau diese Zusammenarbeit dazu beitragen, den Dialog zwischen der Türkei und Deutschland zu beflügeln? Genau mit diesen Fragestellungen setzten wir uns – zusammen mit 28 Jugendlichen aus der Türkei und Deutschland – vergangenen Oktober beim Training for Youth Ambassadors for German-Turkish Exchange in Hamburg auseinander.

Fragen zum Projekt? Hier einige zusammenfassende Worte:
Das Training for Youth Ambassadors for German-Turkish Exchange ist ein Projekt der Deutsch-Türkischen Jugendbrücke. Als Initiative der Stiftung Mercator setzt sich die Jugendbrücke speziell für den Schüler- und Jugendaustausch in der Türkei und in Deutschland ein. Kooperationspartner für das Training for Youth Ambassadors ist seit 2015 InterCultur – eine Tochtergesellschaft der weltweit größten Austauschorganisation AFS – Interkulturelle Begegnungen e.V. Mit dem fünftägigen Training wird engagierten Jugendlichen, die selbst Austauscherfahrungen in der Türkei oder in Deutschland gesammelt haben, die Möglichkeit gegeben, sich als Jugendbotschafter*innen auszubilden. So setzten wir uns in Hamburg zum Beispiel mit Vermittlungsmethoden türkisch-deutscher Themen auseinander, tauschten uns über bestehende Mobilitätsprogramme aus und haben auch ein interkulturelles Training erhalten. Doch viel wichtiger: Uns Teilnehmer*innen wurde hier die Chance gegeben, uns untereinander zu vernetzen und Wege aufgezeigt, wie wir eigene Projekte entwickeln und finanzieren können.

Zwei Teilnehmer*innen haben sich im Anschluss an das Training zusammengesetzt, um sich über das Thema türkisch-deutscher Jugendaustausch und dessen Potenziale auszutauschen.
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Nadine: Ich habe zwei Semester lang in Istanbul studiert. So kam es auch dazu, dass ich mich mit türkisch-deutschen Jugendbildungsprojekten beschäftigt und an verschiedenen Trainings teilgenommen habe. Dadurch bin ich dann auch auf das Training for Youth Ambassadors aufmerksam geworden, an dem ich bereits 2015 zum ersten Mal teilgenommen habe. Dieses Jahr hatte ich das Glück, als Jugendbotschafterin des vergangenen Jahres eingeladen zu werden und von meinen Erfahrungen vom letzten Training zu erzählen. Dort habe ich dann auch Mert kennengelernt. Schon am ersten Tag konnten Mert und ich über unser Interesse für türkisch-deutsche Beziehungen und Jugendaustausch hinaus eine weitere verbindende Gemeinsamkeit feststellen: MAVIBLAU. Da ich selbst eine passionierte Leserin des Magazins bin, hat es mich umso mehr gefreut, Mert auf dem Training kennenzulernen, der dort als Redakteur mitwirkt und Creator der MAVI-Map ist, über die meine Freundin Neslihan und ich auf unserem Blog Interkültür berichtet haben. Ja, die Welt ist klein. Mir hat das aber noch einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir – alle die, die im türkisch-deutschen Austausch aktiv sind – uns austauschen und gegenseitig vernetzen. Oder?

Mert: Stimmt! Die türkisch-deutschen Beziehungen sind schon seit Jahren von einer intensiven wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit und starken beidseitigen Migration geprägt. Als Jugendbotschafter sehe ich unsere Aufgabe darin, eine Verbindung zwischen der deutschen und der türkischen Kultur sowie den Menschen in beiden Ländern herzustellen. Dieses Ziel werden wir auch in Zukunft verfolgen. Ich habe mich für die Teilnahme an dem Training entschieden, um die Verbindungen zwischen Deutschland und der Türkei nachhaltig zu stärken. Seit drei Jahren wirke ich als Projektkoordinator an verschiedenen Projekten in Istanbul und Berlin mit und habe schon einige internationale Jugendaustauschprojekte organisiert. Ich denke, dass gerade Trainings wie dieses den Grundstein für zukünftige Kooperationen legen. Deshalb ist es wichtig, dass junge Leute, wie du und ich, – die interkulturelle Erfahrungen in beiden Ländern gemacht haben – sich zusammentun.
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Nadine: Genau. Ich denke auch, dass Kooperationsprojekte zwischen beiden Ländern einen wesentlichen Beitrag leisten können, diesen Dialog zu fördern und eine gegenseitige Annäherung zu bewirken. Die türkisch-deutsche Universität in Beykoz zum Beispiel fördert den Austausch auf der Ebene der Wissenschaft. Dort habe ich meinen Master im Bereich Interkulturelles Management gemacht. Die Erfahrung, sich praktisch und theoretisch mit türkisch-deutschen Themen auseinanderzusetzen – sei es Geschichte, Geografie, Politik oder interkulturelle Kommunikation – hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Akteure aus unterschiedlichen Feldern zusammenzubringen, um die Zusammenarbeit beider Länder zu beflügeln. Dieser Dialog ist besonders wichtig in solch angespannten politischen Situationen, wie wir sie gerade erleben.

Mert: Auf jeden Fall! Deshalb fand ich es auch besonders hilfreich, dass wir beim Training for Youth Ambassadors in Hamburg die Möglichkeit hatten, an speziellen Workshops zum Thema Projektmanagement, Kommunikation und PR teilzunehmen. Denn hier wurde uns genau das Wissen an die Hand gegeben, um in Zukunft eigene Projekte auf die Beine stellen zu können. Da wir uns viel über unsere Austauscherfahrungen und -organisationen unterhalten haben, habe ich auch das Gefühl, mein Netzwerk erweitert zu haben. Und weil wir fast alle an einem Austausch in Deutschland oder der Türkei teilgenommen haben, fand ich auch, dass die Zusammenarbeit sehr intensiv war. Deswegen bin ich überzeugt davon, dass sich aus dem Training in naher Zukunft eine Vielzahl an sozialen Projekten entwickeln wird.
Wenn wir zurückblicken, waren 2015 und 2016 ja zwei Jahre, in denen Deutschland und die Türkei mit vielseitigen Problemen konfrontiert wurden, die die Beziehung beider Länder natürlich auch beeinflusst und zu Spannungen geführt haben. Gerade aus diesem Grund finde ich es wichtig, das Ziel des Trainings – nämlich die Entwicklung neuer und vor allem kreativer Austauschformate – zu verwirklichen. Denkst du, dass du und die Jugendbotschafter vom letzten Jahr dieses Ziel erreichen konnten?
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Nadine: Teils, teils. Aufgrund der Geschehnisse konnten einige Projekte – vor allem die, die in der Türkei stattfinden sollten, nicht umgesetzt und gefördert werden. Ich finde es aber trotzdem wichtig, dass wir uns dadurch nicht entmutigen lassen. Und wenn ich Jugendliche treffe, die zum Teil erst 15 Jahre alt, aber schon so aktiv im türkischen-deutschen Austausch tätig sind, dann gibt mir das viel Hoffnung, dass wir auch in Zukunft den Austausch zwischen der Türkei und Deutschland intensivieren und mitgestalten werden!

Mert: Ja, stimmt! Der Erfolg dieses Trainings ist eben genau daran zu messen, inwiefern wir es schaffen werden, Mobilitätsprojekte für Jugendliche aus Deutschland und der Türkei zu verwirklichen. Deswegen hoffe ich sehr, dass auch in Zukunft die Potenziale dieser Jugendbildungsprojekte erkannt und gefördert werden.

Text: Mert Barış, Nadine Kaiatz
Redaktion: Navid Linnemann
Fotos: InterCultur gGmbH

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