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“Die Angehörigen”

Eine Onlineausstellung gegen das Vergessen

Solingen, Halle, Hanau, Rostock-Lichtenhagen, Mölln – das sind nur einige der Städtenamen, die dunkle Erinnerungen an rechstextremen Terror in Deutschland in uns wachrufen. Das neue Ausstellungs- und Buchprojekt „Die Angehörigen“ porträtiert Menschen, die mit dem Verlust ihrer Familienmitglieder oder Freunde durch rassistische Gewalt leben und durch die mangelnde Aufklärung dieser Morde zusätzlich leiden müssen.

Mit der Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Schauspiel Köln ein digitaler, temporärer, dezentraler Gedenkort, der vom Kampf der Hinterbliebenen um Anerkennung ihrer Opfer und gegen das Vergessen erzählt. Am 29.05., 27 Jahre nach dem Brandanschlag in Solingen, wird die Ausstellung eröffnet.

„Die Angehörigen“ wurde realisiert von dem Fotografen Jasper Kettner, in Zusammenarbeit mit İbrahim Arslan, errinnerungspolitischer Aktivist und Überlebender des rassistischen Brandanschlags in Mölln 1992.

“Einerseits kann man in dem Projekt Angehörige der Todesopfer sehen, treffen und ihnen zuhören”, erzählt Jasper Kettner im Interview mit Kooperationspartner DOMiD (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland). “Andererseits kann man sich damit auseiandersetzten, von wem wir eigentlich sprechen, wenn wir von Todesopfern rechter, rassistischer, antisemitischer Gewalt in Deutschland sprechen. Wir bieten in dem Buch keine neue Lösung, aber wir bieten einen weiten Blick auf die Thematik.”

Dabei lebe das Buch davon, dass die Angehörigen selbst ihre Geschichte erzählen und Raum zur Gestaltung haben: “Wenn man die Angehörigen mitinvolviert in das Projekt, dann sind sie nicht mehr „passive Opfer“, sondern aktive Personen, die Erinnerungskultur neu gestalten, die nicht nur mitsprechen, sondern sprechen und fordern. Das macht die Menschen stark.”, erzählt İbrahim Arslan.

Am 29.05. ab 18 Uhr stehen Jasper Kettner und İbrahim Arslan im Rahmen der Ausstellungseröffnung im digitalen Raum für Gespräche zur Verfügung. Außerdem wird in den Wochen der Ausstellung Redebeiträge von Angehörigen geben, die in der Ausstellung porträtiert sind, darunter: Candan Özer (Witwe des 2017 verstorbenen Atilla Özer, der bei dem Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstr. verletzt wurde) und Mouctar Bah (Freund des 2005 in einer Zelle des Polizeireviers Dessau-Roßlau ermordeten Oury Jallohs).

Die Ausstellung wird im Rahmen von #Meinwanderungsland, einem Projekt von DOMiD (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland), in Kooperation mit dem Schauspiel Köln und dem bundesweiten Aktionsbündnis Tribunal ‚NSU-Komplex-auflösen‘ gezeigt.

Foto: Schauspiel Köln

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