Maxi, eigentlich Maximiliane, ist 23 Jahre alt und studiert Multimedia Production in Kiel. Während ihres Erasmusaufenthaltes in Istanbul vom Frühjahr bis zum Sommer 2014, hat sie ihre Kamera sehr gut kennen gelernt, weil sie all das Neue einfach aufnehmen musste. Einige ihrer Fotos wurden dann später in der Fotoausstellung des International Changing Perspectives Short Film Festivals ausgestellt. Sie hat mir erzählt, welche Bedeutung für sie hinter diesen Bildern steht.
Maxi: Das Bild habe ich ganz am Anfang aufgenommen. Eigentlich ist das so ein Clichee-Bild aus Cihangir (einem Stadtteil in Istanbul). Damals hat mich diese Katze, die sich da auf der Bücherauslage gesonnt hat, fasziniert. Das kannte ich so nicht aus Deutschland. Heute würde ich das vielleicht nicht mehr so aufnehmen. Die Katzen in der Stadt und solche Szenen sind eigentlich allgegenwärtig und ich habe mich daran gewöhnt. Aber damals war das halt fremd und neu für mich.
Maxi: Dieses Motiv repräsentiert für mich den ambivalenten Umgang mit dem Thema Erotik in Istanbul. Unterwäsche und Dessous werden einfach so auf der Straße verkauft und dabei ist offener Umgang mit Erotik doch so ein Tabu. Aber ich habe das Gefühl, dass gerade weil Erotik so ein Tabu ist, sie überall präsent ist. In Deutschland habe ich mir nie Gedanken darum gemacht, wie viel Haut ich zeige und ob das jemanden verstören könnte. Dort bin ich einfach nur Mensch. Hier ist mir mein Frausein sehr bewusst geworden.
Maxi: Hinter diesem Foto verbirgt sich für mich eine spannende Geschichte. In Findikli (einem Stadtteil in Istanbul) waren eines Morgens die Treppen bunt bepinselt. Da die Regierung annahm, dies wäre eine Art Protestaktion von Gezi-Aktivisten gewesen, wurden sie über Nacht wieder grau gemacht. Heraus kam jedoch, dass einfach ein alter Mann aus der Nachbarschaft seinen Bezirk verschönern wollte und deshalb die Treppen anmalte. Als dies publik wurde, geschah es dann, dass die Treppen von der Regierung erneut bunt bemalt wurden.
Maxi ist nach ihrem Aufenthalt nach Deutschland zurückgekehrt und sofort wiedergekommen. Um ein bisschen Istanbul-Sommerluft zu schnuppern. Wie es jetzt weitergeht, weiß sie noch nicht. Durch den Aufenthalt in Istanbul hat sie eine Stadt, ein Land, eine Welt hinzugewonnen, die ihre eine andere Sicht auf die Dinge gegeben hat und weitere Möglichkeiten eröffnete. Von ihren Erlebnissen schildert sie, auch in Form von Fotografien, auf ihrem Blog Istanbul hoch drei.
Weitere Fotos der Ausstellung vom International Changing Perspectives Short Film Festival können hier betrachtet werden. Ein weiteres Interview mit einer Fotografin der Ausstellung, Filiz Gülsular, ist hier zu finden.