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Sprachenwirrwarr. Ein Erasmussemester in sechs Dialogen

1. Orientation Day

Das erste Mal in der neuen Uni: Einführungstag für die Erasmusstudenten. Ich höre, wie sich zwei Studenten auf Englisch über die Nahverkehrskarte unterhalten und spreche sie an:

Ich: Hi, I overheard you saying you also need to charge your Istanbul card – do you know how it works?

Er: Yes… Du bist auch deutsch, oder?

Ich (resigniert): Ja

2. Erste Vorlesung

Ein Seminarraum voller türkischer Studenten, ich setze mich dazu. Die Dozentin betritt den Raum.

Sie: So, are there any Erasmus students here?

Alle blicken auf mich.

3. Uni-Alltag

In der Pause spricht mich meine türkische Sitznachbarin an.

Sie: So, why did you come to Istanbul?

Ich: Well, to learn Turkish…

Sie: Cool! Do you take a course?

Ich: Yes, I already took a course in Germany, too.

Sie: Wow! Say something in Turkish!

Ich: [Blackout]

4. Praxis

Mein Fuß schmerzt, ich muss zur Apotheke. Vorher überlege ich noch, was „Sprechen Sie Englisch?“ auf Türkisch heißt. Das restliche Vokabular für die Apotheke habe ich im Türkischen wirklich nicht drauf.

Ich: „Ingilizce konuşur musunuz?“

Apothekerin: Hayır.

Ich: Hmm… (deute auf meinen Fuß) – My foot hurts – pain

Apothekerin: Acı mı?

Ich: Evet! (reibe die Finger aneinander und deute auf meinen Fuß)… için?

Apothekerin: Krem? (Sie reicht mir eine Salbe)

Ich: evet, evet! Teşekkürler!

Ve… Soğuk için?

Apothekerin: (Zeigt mir Halsschmerztabletten) Cold?

Ich: Hayır, soğuk paket, buzdolabı için? – Ein kaltes Paket, für den Kühlschrank…?

Apothekerin: Ah!

Sie zeigt mir ein Kühlkissen, das man in den Kühlschrank legt.

Ich: Evet, teşekkürler! Ne kadar?

Die Apothekerin zeigt mir den Preis auf dem Taschenrechner.

Na toll, DAS hätte ich auch auf Türkisch verstanden…

5. Postwurfsendung

Neben unserem Hauseingang ist ein Matratzenladen. Als ich morgens aus der Tür komme, winkt der Inhaber mich zu sich, so wie Verkäufer es machen, wenn sie einem ihre Waren anpreisen wollen. Will er mir jetzt ernsthaft eine Matratze andrehen?

Ich gehe zögernd auf ihn zu.

Er (auf Türkisch): Was hast du mit deinem Fuß gemacht?

Ich: Ich weiß es nicht!

Er: Du musst zum Arzt! Doktora git!

Ich: Hmm…

Der Verkäufer hält mir ein Postpaket hin und zeigt fragend auf mich

Er: Senin mi?

Ich: (Oh, da steht ja mein Name drauf!) Evet, benim – das ist meins! Teşekkürler!

Er (deutet auf meinen Namen): Adın ne? Dschelena?

Ich: Jelena

Er: (deutet auf die Adresse): Nerelisin? Almanya mı?

Ich: Evet Almanya’dan – Ich komme aus Deutschland.

Er deutet fragend auf meinen Nachnamen.

Ich: Polonyalı – Der kommt aus Polen.

6. Pläne

Abschiedsfeier von einer anderen Erasmusstudentin im Juni; ein türkischer Kommilitone fragt in die Runde: So, when are you guys leaving Turkey?

Die anderen: In four days

– At the end of June

– On the 15th of June

– At the start of July

Ich: In September

Er: WHAT?? What are you going to do until then?

Text: Jelena Malkowski (Revue-passiert)
Bild: Maximiliane Wittek

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