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Kiezgeschichten, Kulinarisches und Kulturelles

Crowdfunding für „Mein türkisches Berlin“

In der Sprachschule “feinsprecher” in Schöneberg kann man nicht nur Türkisch und Deutsch lernen – sondern auch die entsprechende Küche kennenlernen. Eine Kombination aus Kultur, Kulinarik und Sprache will Sprachlehrerin Deniz Julia Güngör nun auch in einem Buch verwirklichen: Möglich werden kann das durch eine Crowdfunding Kampagne.

„Ich will zeigen, dass die türkische Kultur nicht auf Döner begrenzt ist. Und auch nicht auf Neukölln, Kreuzberg und Wedding“, sagt Deniz Julia Güngör. Der gebürtigen Berlinerin liegt es am Herzen, die Vielfalt des türkischen Lebens in Berlin sichtbar zu machen – und sie weiß auch schon wie. Für ein Buch über „ihr türkisches Berlin“ sammelt sie derzeit mit einer Crowdfunding Kampagne Geld. Ist die Kampagne erfolgreich, wird sie Leser*innen mit diesem Buch an die unterschiedlichsten türkisch geprägten Orte in Berlin nehmen – und dort staunen, schmecken und stöbern lassen.

Das Buch soll quasi Berlin-Guide, Sprachführer und Rezeptbuch in einem werden. Ist die Kampagne erfolgreich, wird das Buch eine Art Stadtspaziergang enthalten, bei der zu jeder Station neben der Geschichte des Ortes ein kurzes Rezept und eine kleine Sprachlektion gehören: „Was bräuchte ich als Nicht-Türkisch-Sprechender an Vokabeln an diesem Ort soll der kleine Sprachteil zeigen“, erklärt Deniz. Und auch das Rezept wird passend zum Ort sein: „Von Insider-Tipp für türkischen Kaffee bis zu einem aufwendigen Abendessen ist alles dabei“.

Sprechen und Essen sind eng verknüpft

Die Kombination von Sprache und Kulinarischem ist für die Sprachlehrerin keine Neuheit. Seit 2012 unterrichtet sie Deutsch und Türkisch mit ihrem ganz eigenen Konzept. In ihrer Sprachschule „feinsprecher“ wird nicht nur Sprache mit Beispielen und Inhalten aus dem Bereich Esskultur verknüpft, sondern es finden immer auch gemeinsame Kochsessions statt: „Sprechen und Essen sind das A und O der Kommunikation. Es gibt so viele Gemeinsamkeiten: Beides findet mit dem Mund statt, beides ist kulturspezifisch“, sagt die studierte Turkologin.      Sprachlich könne man mit dem Thema Essen außerdem vieles generieren und ausprobieren, was dann auch auf andere Anwendungsgebiete transferrierbar sei, sagt Deniz. Und darum ginge es ja schließlich: Sprache wirklich anzuwenden und zu sprechen.
Und so motiviert Deniz ihrer Schüler*innen, sowohl sprachlich als auch kulinarisch, Dinge kennenzulernen – und das auch abseits vom Klischee. „Die Lernenden sind meist überrascht, was es alles spannendes und leckeres zu entdecken gibt – und was es vielleicht auch an Gemeinsamkeiten zu ihrer Muttersprache oder eigenen Kultur gibt.“

Brückenbauen als Lebensmotto

„Mit einem türkischen Vater und einer deutschen Mutter wurde mir diese Vermittler- und Brückenbauer-Funktion quasi in die Wiege gelegt“, sagt Deniz über sich selbst – und dieser Rolle wird sie nun mit ihrer eigenen Sprachschule mehr als gerecht. „Vielleicht war das damals auch ein bisschen naiv, sich selbstständig zu machen“, reflektiert sie heute, „aber ich hatte den Mut“.

Und mit ihrer Kombination scheint sie einen Nerv getroffen zu haben: Viele Medien berichten über ihre Arbeit, die Kurse sind gut besucht und der jungen Berlinerin gehen auch die Ideen nicht aus, was alles an neuen Projekten folgen könnte. Doch jetzt ist erstmal die Hoffnung groß, das Buchprojekt realisieren zu können und damit weiter Brücken zu bauen – zu ihrem türkischen Berlin.

Text: Marlene Resch
Fotos: Joanna Legid

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