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Trans* in Anatolien. Dokumentarfilm

Das Leben der LGBTIs in der Türkei findet hauptsächlich in den großen Städten, insbesondere in Istanbul statt. Von Homosexuellen oder Trans*, die auf dem Land und in kleinen Dörfern ihr Leben meistern hört man wenig. Aber: Wird das in einer vermeintlich konservativ-dörflichen Gemeinschaft überhaupt akzeptiert?

Ein sensibler Dokumentarfilm über eine Transfrau in einem anatolischen Dorf liefert tiefe und persönliche Einblicke. 2012 brachte Veysel Akşahin den Film  mit dem Titel “HALA” – die Tante – heraus. In einem Zeitungsartikel hatte er von der faszinierenden Person gelesen, die sich “Ihsan Hala” nennt, und entschied sich dazu, Tante Ihsan kennenzulernen. Aus dem Kennenlernen entwickelte er einen 20-minütigen Film, der von dem Leben erzählt, das sich eine Trans* in einem kleinen anatolischen Dörfchen geschaffen hat.

Der Filmemacher schafft es, ein sehr nahes und ehrliches Porträt der Figur und ihres Umfeldes zu zeichnen. Dabei spielt Halas Verortung innerhalb des Dorfes eine zentrale Rolle. Wie versteht sie sich als Teil der Dorfgemeinschaft und wie wird sie von anderen wahrgenommen und verstanden? Es ist ein Film, der elementar von Menschlichkeit erzählt. Und mit Stereotypisierungen aller Art bricht. Angefangen bei der Wahrnehmung von Trans* über das Verständnis einer anatolischen Dorfgemeinschaft bis hin zum gewohnten Themenschwerpunkt von Filmen, die von Transgender erzählen. Veysel Akşahin wollte keinen Problemfilm machen, sondern die Menschen in seinem Film und ihre Geschichten, Sorgen, Zwänge, Träume, Unzulänglichkeiten und Herzlichkeiten dem Publikum nahebringen.

Der Film lief bereits national und international auf unterschiedlichen Festivals und hat auch im Netz viele Reaktionen hervorgerufen. Eins ist sicher, egal mit welcher Einstellung man diesen Film sieht, am Ende wird man mit seinen eigenen Vorurteilen und der persönlichen Perspektive ein Wörtchen reden müssen. Ob das nun eine Auseinandersetzung über die Einstellung zu Trans* ist, oder die Wahrnehmung anatolischer Dörfer als vermeintlich konservative Hinterwelten, oder darüber, was ein gutes, authentisches Leben sein soll.

Text: Marie Hartlieb
Redaktion: Yasemin Bodur

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