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Ein Stück Österreich am Bosporus. Das Österreichische Kulturforum

Der Palast in Yeniköy: Ein Geschenk des Sultans Abdülhamid II an Kaiser Franz Joseph I und heute Standort des Österreichischen Kulturforums Istanbul. Dort lernen wir die Direktorin des Kulturforums, Romana Königsbrun, kennen. Nach Diplomatendiensten in der Österreichischen Botschaft in Nairobi und Jakarta mitsamt ihrer ganzen Familie und weiteren Posten, unter anderem bei den Vereinten Nationen, leitet Frau Königsbrun seit September 2015 das Österreichische Kulturforum in Istanbul. Warum sie sich auf den Posten in Istanbul beworben hat? „Zum einen war ich bisher immer in Ländern, die sehr weit weg von Europa sind und zum anderen, weil Österreich und die Türkei historische, kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen verbinden“, verrät sie uns. Auch die schulischen Möglichkeiten für ihre zwei Kinder seien immer ein wichtiger Faktor für die Standortwahl. In Istanbul scheint das Gesamtpaket gestimmt zu haben.

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Das Österreichische Kulturforum ist…

…kurz gesagt, eine Plattform für österreichisch-türkischen Kunst- und Kulturaustausch. Es gehe nicht allein darum, die Kultur des eigenen Landes in Istanbul zu präsentieren, sondern auch darum, durch kulturellen Austausch und künstlerische Zusammenarbeit einen Paradigmenwechsel in der Kultur zu leben und neue Perspektiven zu entdecken. Einen großen Raum nehmen in diesem Rahmen gemeinsame Konzertprojekte ein. Außerdem finden Lesungen, Ausstellungen und Filmvorführungen in den Räumlichkeiten des Österreichischen Kulturforums statt. Die Veranstaltungsangebote werden sowohl vom türkischen als auch internationalen Publikum wahrgenommen. Des Weiteren kooperiert das Kulturforum mit unterschiedlichen Organisationen und Institutionen in der Türkei, um Kunst aus Österreich zu fördern.

Der Ursprung des Österreichischen Kulturforums…

…geht genau genommen auf das Jahr 1882 zurück. Sultan Abdülhamid II schenkte den Palast in Yeniköy, direkt am Bosporus gelegen, Kaiser Franz Joseph I. Das großzügige Geschenk ist allerdings nicht seit jeher Standort des Kulturforums, sondern wurde lange Zeit vom Botschafter in Ankara als Sommerresidenz genutzt. Das Österreichische Kulturforum arbeitet seit über 50 Jahren in Istanbul. Damals war der Grundgedanke die Etablierung einer Institution, die österreichische Kultur in den „Vorderen Orient“ bringt. So entstanden von Kairo ausgehend Österreichische Kulturforen auch in Istanbul und Teheran; zuerst von LehrerInnen des österreichischen St. Georgs-Kolleg mitbetreut, erfolgte 1963 die Gründung des Österreichischen Kulturforums in Istanbul. Während das Kulturforum zuvor näher am Zentrum Istanbuls angesiedelt war, befindet es sich seit 1994 im Palast in Yeniköy.
Derzeit gibt es 29 Österreichische Kulturforen im Ausland. Die meisten sind an die jeweiligen Botschaften oder Konsulate gekoppelt, nur sechs Foren arbeiten selbstständig.

Veranstaltungen/ Aktivitäten

Das Kulturforum organisiert häufig Konzerte, die die Ohren des Publikums mit klassischer Musik bezaubern. Teilweise kennt das Forum die KünstlerInnen aus langjährigen Verbindungen, aber es sei auch immer auf der Suche nach jungen MusikerInnen aus Österreich und der Türkei, die neue Frische mitbringen. Neben Konzerten werden zudem Symposien zu aktuellen Themen, Ausstellungen und Filmscreenings veranstaltet. Des Weiteren werden auch Veranstaltungen rund um Theater und Literatur angeboten. Nicht zu vergessen ist das jährliche Season-Opening, das seit fünf Jahren immer nach dem Opferfest im Garten des Palastes – einer kleinen grünen Oase – stattfindet. Zu diesem Event mitsamt Bühne, DJs und leiblichem Wohl, werden Kooperationspartner und Freunde des Kulturforums eingeladen, um gemeinsam den Ausklang des Sommers und den Beginn einer neuen Saison zu feiern.

Teilnahme an Veranstaltungen

Die Veranstaltungen sind in der Regel kostenfrei, eingeladen ist jede und jeder, allerdings ist seit kurzem eine Anmeldung erforderlich. Frau Königsbrun erzählt: „Viele sind vielleicht abgeschreckt vom mächtigen Gebäude des Österreichischen Kulturforums“, und betont: „Doch wir sind ein offenes Haus für alle. Jeder ist herzlich willkommen.“

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Besondere Momente

Frau Königsbrun erzählt uns von einem – für sie – besonderen persönlichen Moment bei ihrer Arbeit im Österreichischen Kulturforum. Am vergangenen Weltfrauentag wurde in der Bibliothek für Frauenwerke der Film „Private Revolutions“ von der österreichischen Regisseurin Alexandra Schneider gezeigt. Frau Königsbrun leitete den Abend mit einer kleinen Rede ein. Das Besondere daran? Es war ihre allererste Rede auf Türkisch! „Da war ich doch ganz schön aufgeregt“, erzählt sie uns lachend.
Frau Königsbrun lernt aktuell selbst Türkisch und findet diesen Lernprozess sehr spannend: „Beim Sprachenlernen bekommt man Einblicke, wie eine Sprache überhaupt funktioniert und das hilft auch, besser zu verstehen, wie die Menschen in dieser Sprache denken.“ Türkisch sei eher eine komplizierte und umschweifende Sprache, deshalb verstehe sie auch, so sagt sie, warum sich manches nicht immer leicht ganz auf den Punkt bringen ließe.

Informationen über das Österreichische Kulturforum findet ihr hier.

Für weitere Organisationen, Vereine und Gruppierungen, die sich mit dem deutschsprachig-türkischen Austausch beschäftigen, schaut euch unsere Online-Map an und klickt euch durch die Marker.

Text: Tuğba Yalçınkaya
Bilder: Sabrina Raap
Map: Mert Barış

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