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Kopf in den Wolken Istanbuls. Das Musikvideo von “Ich Kann Fliegen”

Die Band “Ich Kann Fliegen” aus Hannover hat im Sommer 2015 ein Problem. Das neue Album ist bereits fertig, es fehlt nur noch ein Musikvideo für die Single “Kopf in den Wolken”. Aber einer der vier Jungs ist nicht in Hannover: Drummer Bill lebt momentan für ein Erasmussemester in Istanbul. Was wie eine Hürde klingt, wird zum Glücksfall: Spontan fliegen Niko, Paul und Niklas mit einem Kameramann zu Bill an den Bosporus. 

Weil die anderen Bandmitglieder schon arbeiten, ist nur am Wochenende Zeit. Freitagabends landet “Ich Kann Fliegen” in Istanbul. Gemeinsam übernachtet die Band auf dem Kellerboden von Bills Wohnung in Osmanbey. Morgens um 8 Uhr verlassen die Hannoveraner das Haus, um kurz vor Mitternacht trinken sie das finale Bier am Taksim. Sonntag geht es für die Besucher wieder nach Hause. “Wir hatten genau einen Tag”, erzählt Bill.

“Istanbul ist geil genug, dass man nur durch die Straßen laufen kann.”

Ein Drehtag für ein Musikvideo ist kurz, da wurden die Orte im Vorfeld doch sicher schon ausgewählt? “Es gab nie einen Plan für das Video”, sagt Bill, “Istanbul ist doch eh geil genug, dass man nur durch die Straßen laufen kann.” Außerdem waren seine Besucher das erste Mal in Istanbul und wollten etwas von der Stadt sehen. “Wir haben Sightseeing mit dem Dreh fürs Video verbunden. Gefühlt waren wir in jedem Viertel der Stadt”, meint der Drummer. In Haydarpaşa ging es damals los. Weil das Licht aber nicht passte, ist der alte Bahnhof nicht im Video zu sehen. Stattdessen sieht man die Jungs häufig auf der Istiklal Caddesi.

Die Idee war, ein Standbild auf der Istiklal aufzunehmen, auf dem die unzähligen Menschen an der Band “vorbeifliegen”. Weil immer wieder Leute direkt vor die Kameralinse gelaufen waren, stellte sich irgendwann ein elfjähriger türkischer Junge hinter die Kamera und pfiff fünf Minuten lang den Weg frei. Geklappt hat es leider trotzdem nicht. “Versuch mal, dich drei Minuten in die Mitte der Istiklal hinzustellen. Das geht nicht. Man steht nicht auf der Istiklal”, meint Bill (links im Bild). Also mussten die Vier auf der Haupteinkaufsstraße Istanbuls hin und her laufen. Der Aufwand war es wert: Das Video ist großartig und zeigt neben den Musikern auch viele Passant*innen auf den Straßen. “Ständig kamen Leute und wollten auch mit aufs Video, Probleme gab es überhaupt nicht”, berichtet Bill.

Eine Verbindung zwischen dem Songtext und der Mentalität Istanbuls und seiner Einwohner*innen sieht Bill übrigens nicht: “Wir brauchten ein Video und hatten einfach Bock auf Istanbul. Orte wie der Secret Spot visualisieren aber natürlich den Kopf in den Wolken.”

Mittlerweile schreibt “Ich Kann Fliegen” wieder neue Songs, das nächste Album ist in Planung. Mal sehen, in welcher Stadt die Hannoveraner dann ihr Musikvideo drehen werden.

 

Text: Laurenz Schreiner
Bilder: Ich Kann Fliegen