Es ist Winter in Kars, einer Gegend im Nordosten der Türkei, nahe der armenischen Grenze. Es ist ein harter Winter, einer der härtesten in der Türkei, die gleichzeitig vom Militärputsch und seinen politischen und gesellschaftlichen Folgen beeinflusst ist. Wir reden vom Winter 1981 und von drei Jungs, die sich mit ihren Schlitten, mit Fußballspiel und der Suche nach Kohle durch diesen Winter kämpfen.
Im Film “Kar Korsanları”, auf englisch “Snow Pirates” geht es um diese drei Jungen und ihre Welt und Sichtweise auf die Geschehnisse um sie herum. Es ist der erste Spielfilm von Faruk Hacıhafızoğlu, und es sind die Erinnerungen von ihm und seiner Familie, die in diesem Film zusammengetragen worden sind und nun visualisiert wurden.

“Natürlich war es nicht so einfach, aber wir haben viel improvisiert und die Kinder auch einfach machen lassen”, sagt der Filmemacher. “Dadurch haben wir eine andere Art von Natürlichkeit erreichen können.” Vorschläge der Kinder wurden mit der Crew verhandelt und oft auch angenommen. Faruk Hacıhafızoğlu meint, dass dadurch die Perspektive der Kinder viel ehrlicher dargestellt werden konnte. Eine gute Beziehung konnte er zu allen Mitwirkenden aufbauen. Sie alle stammen aus Kars, man kannte sich teilweise noch aus Schulzeiten. Alte Nachbarn und auch die eigene Familie waren aktiv am Schaffensprozess des Films beteiligt. Die Bewohner von Kars selbst schienen außerordentlich motiviert, ihre Geschichten und das Leben in Kars in den 80er Jahren gemeinsam erzählen und teilen zu wollen.
Im Bezug auf die Berlinale sagt Faruk Hacıhafızoğlu, dass er sich unglaublich freut, dass “Kar Korsanları” in der Rubrik “Generation Kplus” seinen Platz gefunden hat. Er hofft, dass gerade Kinder mit diesem Film etwas anfangen können und durch ihn eine neue, andere (Kinder-)Welt entdecken können.
Faruk Hacıhafızoğlu selbst habe gerade durch das Medium Film in der Kindheit in Kars andere Welten kennen gelernt. Und mit dem Filmemachen hat er ein Sprachrohr dafür gefunden, seine eigene Welt zu vermitteln und Erfahrungen weiterzugeben.

“Vor 45 Jahren kamen meine Eltern als Gastarbeiter nach Deutschland und nun kommen sie zur Berlinale als Gastkünstler”, sagt Faruk Hacıhafızoğlu scherzhaft.




