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Istanbul vor 100 Jahren

Das Buch „Stambul“ erzählt Geschichten von früher

Unser Autor Navid lebt in Istanbul und schreibt seit längerer Zeit für Maviblau. Nun hat er sein erstes Buch veröffentlicht: „Stambul: Geschichten zwischen Sultanat und Republik“. Navid sagt über sich selbst: „Generell bin ich einer von den Typen, die alten Kram mögen.“ Deshalb spielen die Geschichten auch vor langer Zeit: im İstanbul Anfang des 20. Jahrhunderts.

Zu einer Zeit der großen Umbrüche und Kriege führt das Buch in fünfzehn Kurzgeschichten in den Alltag der Metropole am Bosporus. Während das politische Geschehen zwar des Öfteren ein Thema ist, liegt der Fokus auf den Bewohnern der Stadt selbst. Durch ihre Augen folgen die Leser*innen den Veränderungen jener Zeit. Manche Figuren tauchen in mehreren Geschichten auf.

Da ist der Fotograf Ibrahim, der immer wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, um den Auslöser seiner Kamera zu betätigen – sei es ein Mordfall oder die Ankunft eines Kaisers am Bahnhof. Andere Figuren sind nur Gäste in Stambul – wie ein reisender Händler aus Persien. Dieser kann zwar gute Geschäfte in İstanbul durchführen, doch ein Besuch im Hamam wird ihm zum Verhängnis.

Wieder andere Figuren stammen aus unterschiedlichen Minderheiten der osmanischen Metropole. Ein griechisches Mädchen, welches Stambul von ihrer Insel im Marmarameer aus betrachtet oder ein Rabbiner aus Galata der mit seinem Amtskollegen über die Zukunft sinniert. Dem Italiener Valentino begegnet man in gleich drei Geschichten. Kurz nach seiner Ankunft in der Stadt verliebt sich der junge Mann und versucht seither seine Angebetete aufzuspüren. Doch was passiert, als er es endlich schafft?

Mögen manche Geschichten auch frei erfunden sein, so basieren andere auf wahren Begebenheiten. „Für die Recherche nutzte ich neben Zeitungsartikeln, den Berichten von Zeitzeugen auch originales, fotografisches Material, welches teilweise im Buch abgedruckt ist“, sagt Navid. Beim Schreiben orientierte er sich am damaligen Schreibstil. So war es ihm beispielsweise wichtig, einzelne Begriffe und Redewendungen der handelnden Figuren in deren Sprachen wiederzugeben.

Doch wie kam Navid darauf, hundert Jahre zurückblicken, wo doch das aktuelle Istanbul schon spannend genug sein müsste? „Ich selbst lese seit meiner Ankunft in Istanbul viele Romane über İstanbul zur damaligen Zeit. Wichtig ist mir dabei, dass es sich um zeitgenössische Autoren handelt, die nach Möglichkeit auch selbst vor Ort waren. Das reicht von Karl Mays ,Von Bagdad nach Stambul’ bis zu Otto Flakes ,Sternennächte am Bosporus’. Eines Tages habe ich festgestellt, dass ich alle deutschsprachigen Autoren zu diesem Thema und dieser Zeit gelesen habe. Was also tun? Ich beschloss ganz einfach, selbst Geschichten zu schreiben.“

Navid Linnemann, StambulGeschichten zwischen Sultanat und Republik (2018)
15 Kurzgeschichten, 12 Abbildungen (Originalfotos aus der Zeit)
Books on Demand, 180 Seiten, ISBN-13: 9783748116462
9,99 Euro

Das Buch ist hier online erhältlich.
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Text
Redaktion

Foto
Navid Linnemann/promo


Auch unser Autor Laurenz hat ein Buch mit Geschichten über Istanbul herausgegeben: Ausschnitte und mehr Informationen findet ihr hier.

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