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Darth Vader trägt jetzt Turban: Murat Palta inszeniert Filmklassiker in osmanischer Miniaturkunst

Filmklassiker besitzen ihre ganz eigenen Besonderheiten und wecken in jedem von uns Erinnerungen. Star Wars – das ist die Film-Reihe, die die ganze Familie ins Kino lockt. Kill Bill – ein Muss auf jedem DVD-Abend mit Freunden. Pulp Fiction – ein weiterer Tarantino, na klar! Was passiert aber, wenn uns Filmfiguren wie Darth Vader oder die in Kill Bill als „die Braut“ glänzende Uma Thurman plötzlich in ganz anderer Gestalt begegnen, wenn wir unsere bestehenden Erinnerungen über Bord werfen müssen und konfrontiert sind mit etwas völlig Neuem? Genau diese wunderbaren Verwirrungen begegnen uns in dem Projekt des Istanbuler Grafikdesigners Murat Palta.

Miniaturmalerei als Inspirationsquelle

Vor zwei Jahren startete Murat ein Experiment, in dem er versuchte Szenen aus der Star Wars-Filmreihe in Form von osmanischer Miniaturkunst auf Filmposter zu übertragen. Die in seinen Grafiken dargestellte Verknüpfung von „westlichen“ Kino-Blockbustern und „östlichen“ (osmanischen) Motiven sollte dabei kein Zufall sein, denn  die osmanische Miniaturmalerei ist seit ihrer Entwicklung zu einer eigenständigen Kunstform im 15. Jahrhundert auch im hohen Maße vom europäischen Einfluss geprägt worden. Die Kunst, die neben europäischen auch persische und turkmenische Traditionen in sich vereint, wurde damals vor allem genutzt um Manuskripte für die Herrschenden glanzvoll zu verzieren und die Ahnenforschung der Osmanen auf eine künstlerische Art und Weise prachtvoll zu erzählen.

Verbindung von Ost und West

Aufgrund der großen und positiven Resonanz hat der Künstler nun seine Illustrationen um Blockbuster wie Kill Bill, Pulp Fiction und Terminator erweitert. Das Ergebnis, zu sehen auf Behance, einer Internet-Plattform für digitale Kunst, besticht durch seine Originalität und seine humorvolle Darstellungsweise. Wenn also Darth Vader auf einmal einen Turban trägt oder Uma Thurman in einem „asiatisch“ anmutenden Raum eines osmanischen Palasts mit einem Laserschwert gegen eine Gruppe Fes-tragender (eine damals weit verbreitete osmanische Kopfbedeckung) Männer kämpft, so kann dies als Verbindung zwischen diversen kulturellen Darstellungsformen verstanden werden. Murat Palta bildet keine kulturellen Klischees ab, sondern er kreiert einen künstlerischen Raum irgendwo zwischen dem Terminator Schwarzenegger und der historisch-osmanischen Miniaturkunst.

Ich will experimentieren

Wie uns Murat berichtet ging es ihm bei dieser interkulturellen Arbeit vor allem um das Experimentieren. Zu aller erst habe er das Darstellen eines „osmanischen“ Kunststils verfolgt, um diesen dann letztendlich mit der „westlichen“ Kultur in Form von Filmklassikern digital zusammenwirken zu lassen. Den Trend hin zur digitalen Kunst erklärt sich Murat Palta mit dem Argument der Geschwindigkeit. Neue Technologien würden künstlerische Prozesse in jeder Hinsicht experimenteller machen, wie auch er in seinen eigenen Werken immer einen Schritt weiter gehen möchte. Somit könnte für die digitale Istanbuler Kunstszene vor allem Meister Yodas Spruch gelten: „Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen“.

Text: Jannik Behme

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